Zahnstocher mit Geschmack? Das Start-up Pick’em wirbelt „Die Höhle der Löwen“ auf. Wir analysieren Pitch, Produkt und Potenzial: Ist das Unternehmen investitionswürdig?
Mit „pick’em“ bringen drei Gründer aromatisierte Zahnstocher auf den Markt. Doch steckt hinter dem viralen Hype auch ein solides Geschäftsmodell?
Kaugummigeschmack auf Holz? Genau das verspricht das Startup pick’em, das bei Die Höhle der Löwen mit selbstbewusstem Pitch und Millionenbewertung auftrat. Die Idee: Zahnstocher mit intensiven Aromen – kombiniert mit TikTok-Viralität. Johannes Kliesch, Unternehmer und E-Commerce-Experte, nimmt in einem Reaction-Video das Startup auseinander. Wir fassen seine Analyse zusammen und beantworten die Frage: Würden wir investieren?
Zahnstocher als Lifestyle-Produkt? Die drei Gründer von pick’em setzen genau dort an. Statt reinem Gebrauchsgegenstand soll der „picken“ ein Genussmoment für zwischendurch sein – in Geschmacksrichtungen wie Mango Madness, Macho Mint oder Coca Cola. Die Zielgruppe: jung, social-media-affin, markenbewusst. Die Positionierung ist klar: Ein impulsives, stylisches Produkt, das Emotion statt Funktion verkauft – und das funktioniert.
Im TV-Pitch präsentieren sich die Gründer jung, laut und überzeugend. Bereits der erste Satz („Das bestschmeckende Stück Holz der Welt“) zielt auf Aufmerksamkeit. Laut Kliesch ist das Auftreten provokant, aber genau richtig für die Bühne: „Ich will Gründer, die für ihre Idee brennen.“
15 % für 200.000 Euro: Das entspricht einem Unternehmenswert von rund 1,33 Millionen Euro. Für ein Startup mit etwa 200.000 Euro Umsatz in 12 Monaten ist das ein sportlicher Multiplikator – besonders da aktuell noch Verluste eingefahren werden.
Schon mit TikTok Erfolgreich geworden
Das Hauptargument für eine Investition ist laut Kliesch nicht das Produkt – sondern das Marketing. Die organische Reichweite spricht für sich: Über 770.000 Follower auf TikTok, virale Videos mit Prominenten, kein Werbebudget eingesetzt. Kliesch lobt: „Das ist brutales Social Media – nicht einfach Glück, sondern System.“ Das beweist die konstante Reichweite je Video und das starke Community-Building.
Im Bereich Paid Advertising gibt es dagegen noch Luft nach oben. Nur vier aktive Ads in der Meta Library, allerdings mit klar erkennbarer Hook-Vielfalt. Kliesch sieht Potenzial, etwa durch Influencer-Kampagnen und Lifestyle-Testimonial-Ansätze.
Auch der Onlineshop wurde unter die Lupe genommen. Klieschs Kritik: zu frühe Popups, kleine Produktbilder, UX-Fehler wie ein überflüssiger „Home“-Link im Menü oder nicht optimierter Checkout. Trotzdem: ein solides Setup mit Spielraum für Conversion-Optimierung.
pick’em ist Welweit
Ein Überraschungsfaktor ist die internationale Ausrichtung: Nur 5 Prozent des Umsatzes kommen aus Deutschland, Hauptmärkte sind Großbritannien und die USA. Das ist für ein deutsches Startup in der Frühphase bemerkenswert. Die Produktion erfolgt inhouse mit ca. 20.000 Packungen pro Woche – gut skalierbar und schwer kopierbar. Die Preisstrategie ist mutig: 7,99 Euro für 40 aromatisierte Zahnstocher. Premiumpositionierung – aber erklärungsbedürftig.
Kritisch bleibt vor allem die hohe Bewertung: Sechsfacher Umsatz bei überschaubarem Rohertrag und keinem Paid-Marketing-Skalierungsnachweis. Auch die Austauschbarkeit des Produkts bleibt ein Risiko – echte Markentreue muss erst noch entstehen. Gleichzeitig ist der Social-Media-Faktor ein Gamechanger: Die Gründer sind jung, charismatisch und verstehen virales Wachstum.
pick’em vereint virales Marketing, internationale Ambition und eine klare Zielgruppenansprache. Das Produkt allein ist austauschbar – aber das Branding, die Social-Kompetenz und das Momentum machen das Startup spannend.
Johannes Klieschs Fazit: „Ich würde investieren – aber zu einer geringeren Bewertung: 200.000 Euro für 20 %.“ Unser Fazit: Wer an Markenmacht glaubt und ein Faible für organische Reichweite hat, findet in pick’em ein spannendes Investment. Wer auf langfristige Markenbindung und Produktinnovation setzt, sollte allerdings kritisch prüfen, ob das Fundament über TikTok-Hype hinausreicht.
Was ist das Besondere an pick’em Zahnstocher? Aromatisierte Zahnstocher in verschiedenen Geschmacksrichtungen, die als Lifestyle-Produkt über Social Media vermarktet werden.
Wie viel Umsatz macht pick’em? Laut Pitch ca. 200.000 Euro in 12 Monaten – größtenteils organisch generiert.
Gibt es pick’em Zahnstocher im Handel? Derzeit ist der Vertrieb ausschließlich online (Shopify). Einzelhandel ist angedacht, aber noch nicht umgesetzt.
Lohnt sich eine Investition in pick’em? Aus Marketing-Sicht ja – wegen der starken Social-Media-Präsenz. Aus Produktsicht bleibt es ein Nischenartikel mit Nachahmerpotenzial.